Montag, 16. Juli 2012
Man of Two Tribes
Arthur W. Upfield (*1890 †1964) ist noch heute der bekannteste australische Autor von Kriminalromanen in Deutschland. Das verdankt er der Tatsache, dass seine Romanserie um den Inspektor Napoleon Bony Bonaparte ab 1955 komplett ins Deutsche übersetzt wurde und in der roten Krimireihe des Goldmann-Verlages immer wieder neu aufgelegt wurden. In den 60er Jahren war Upfield einer der auflagenstärksten Autoren des Goldmann-Verlages.

Die ersten Ausgaben seiner Bücher erschienen in England bei Hutchinson & Co. Ab 1938 im folgte Angus & Robertson in Sydney, ab 1952 Heinemann in London. Die Erstausgaben der Bücher von Arthur W. Upfield sind heute bei Sammlern sehr gesucht.



Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Originalumschlags des Romans Man of two tribes von 1956. Der Entwurf des Umschlags stammt von Ley Kenyon. Kenyon wurde bekannt für die Zeichnungen, die er in deutscher Kriegsgefangenschaft in Sagan anfertigte. Er arbeitete nach dem Krieg als Illustrator und schrieb Bücher über das Tauchen. Einige Informationen dazu bei Classicdivebooks.


Sonntag, 13. November 2011
Von Heimat redet hier keiner
2000 erschien Wäldchestag, das preisgekrönte Erstlingswerk von Andreas Maier. Für mich ein großer Wurf und eines der lesenswertesten deutschen Bücher der letzten 20 Jahre. Diese Einschätzung rührt sicher auch daher, dass ich damals schon sieben Jahre in Hessen lebte und mit dem Begriff Wäldchestag etwas anfangen konnte. Hubert Spiegel in der FAZ zog Parallelen zu Thomas Bernhard (Tonfall), Eckhard Henscheid (Liebe zum Geschwätz) und Arnold Stadler (der mikroskopische Blick aufs Dorf).

Wer das Dorfleben, speziell das hessische, nicht kennt, muss bei der Lektüre eine zusätzliche Hürde nehmen. Dabei gibt es eine lesenswerte soziologische Einführung in das Dorfleben genau jener Wetterau, in der Wäldchestag von Andreas Maier spielt. Ich bin fast sicher, daß Andreas Maier das Buch von Kurt Anker, das ich hier empfehle, gelesen hat. Der Titel Von Heimat redet hier keiner ist programmatisch. Anker schreibt wie Maier über die Heimat – die Wetterau ist Ihre gemeinsame Heimat - ohne den Begriff selbst zu strapazieren. Und sie stellen fest, dass auch die anderen Wetterauer nicht von Heimat reden, weil ihr ganzes Reden (und Handeln) Heimat ist. Kurt Anker - der Name ist Pseudonym, weil der Autor in dem ungenannten Dorf lebt, das er beschreibt - hat das Dorfleben viele Jahre beobachtet und schreibt über die Regeln und Besonderheiten des alltäglichen Lebens. Er erläutert die ungeschriebenen Gesetze, die Zugereiste nicht kennen und nicht erkennen können. Sein besonderer Blick gilt den Außenseitern des Dorfes und der heranwachsenden Jugend – und da schließt sich der Kreis zu Andreas Maier und seinen Helden Schossau und Wiesner.

Buchtipp:
Kurt Anker: Von Heimat redet hier keiner, Marburg, 1987. Vergriffen, aber in gutsortierten Antiquariaten erhältlich
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