Dienstag, 27. November 2012
Neue, alte Autokennzeichen
Seit dem 1. November ist es amtlich. Unter dem Stichwort „Kennzeichenliberalisierung“ wird der Wunsch vieler Autofahrer und Lokalpolitiker Wirklichkeit. Die alten Kürzel auf den Autokennzeichen, die im Westen in den 70er Jahren, im Osten in den 90er Jahren abgeschafft wurden, können auf Antrag der Länder wieder verwendet werden.

Der Widerstand gegen die neue Regelung war gering. Der deutsche Landkreistag, die Dachorganisation der Gebietskörperschaften, von der man sonst wenig hört, hat sich gegen die Liberalisierung ausgesprochen, von „Kennzeichenwirrwarr“ war die Rede. Insgesamt waren die Argumente recht dünn, die Frage der Kosten wurde kontrovers diskutiert.

Als erstes Bundesland hat Sachsen die Liberalisierung beantragt, und zwar pauschal für alle alten Kennzeichen. Das führt zu der seltsamen Situation, das für die Stadt Torgau jetzt zwei Kennzeichen zur Auswahl stehen, nämlich das alte „TG“, das nur 1994 verwendet wurde, und „TO“, das von 1995 bis 2008 vergeben. Theoretisch können auch die Kennzeichen der Kreise, die 1994 gebildet und 2008 aufgelöst wurden, wieder verwendet werden, z. B. „MEK“ für Mittlerer Erzgebirgskreis; und das, obwohl für diese Kennzeichen wohl kaum noch eine Nachfrage besteht, denn im mittleren Erzgebirge können auch wieder „MAB“ und „ZP“ für die Städte Marienberg und Zschopau verwendet werden.

In Nordrhein-Westfalen wurden die ersten Altkennzeichen selektiv reaktiviert. Insbesondere die Städte im Ruhrgebiet, die während der Kommunalreform ihr Kennzeichen verloren haben, haben an vorderster Front für die Wiedereinführung gekämpft und sind jetzt zufrieden. Alle Kennzeichen des Ruhrgebiet sind wieder im Einsatz: WAT (Wattenscheid), CAS (Castrop-Rauxel), WIT (Witten), GLA (Gladbeck), LÜN (Lünen), MO (Moers), DIN (Dinslaken) und WAN (Wanne-Eickel). Zusätzlich gibt es JÜL für Jülich, LP für Lippstadt und BLB für Berleburg. In andere Kreisen wird noch gestritten, z. B. im Fall Bocholt (BOH)

In Rheinland-Pfalz sind sechs alte Kennzeichen wieder in Einsatz: PRÜ für Prüm, ZEL für Zell an der Mosel, BKS für Bernkastel-Kues, SAB für Saarburg, BIN für Bingen und GOA für St. Goar.


Rarität aus Bayern

In Niedersachsen hat sich besonders der Süden in Zeug gelegt für die alten Kennzeichen. ALF, BRL, CLZ, DUD, EIN, GAN, HMÜ und RI sind zukünftig wieder auf der Straße. Im Norden des Landes wurden erst zwei Kennzeichen reaktiviert, NOR für Norden und BRV für Bremervörde.

Sehr zurückhaltend war bislang Schleswig-Holstein. Nur „ECK“ für Eckernförde ist seit Mitte November wieder aktuell.

Als sechstes Bundesland wird Sachsen-Anhalt die Altkennzeichen wieder zulassen. Auch hier werden, wie in Sachsen, die alten Kennzeichen pauschal aktiviert. Wie in Sachsen mit kuriosen Ergebnis: Für den Bördekreis gilt nun sowohl „BÖ“ als auch „BK“. Dessau-Roßlau wird nun mit den Kennzeichen „DE“ und „RSL“ die dritte kreisfreie Stadt in Deutschland, die zwei Kennzeichen hat (neben Bochum und Herne).

Bis auf weiteres nicht geben wird es neue Kennzeichen für große Städte, die in der Vergangenheit nie ein eigenes Kennzeichen hatten. Nachfrage besteht durchaus, z. B. in Rüsselsheim, das auf die Einführung von „RÜS“ wartet. Die größte Stadt ohne eigenes Autokennzeichen, von Anfang an, ist übrigens Bremerhaven, dort fährt man seit über 50 Jahre ohne zu Murren mit „HB“. Mit der neuen Kennzeichen-Verordnung wird die Diskussion, ob „BHV“ nicht angebracht sei, wieder beginnen.

Weitere große Städte und damit Kandidaten für ein neues Kennzeichen wären z. B. Norderstedt in Holstein (NST), Velbert (VE), Ratingen (RAT) und Troisdorf (TD) in Rheinland, vielleicht auch Buxtehude. Für die Abkürzung „BUX“ ist weit und breit kein Mitbewerber in Sicht. Kandidaten in Süddeutschland wären z. B. Waldkraiburg (WKB) oder Sindelfingen (SDF).